Gaßner souverän beim 200-Plus-Debüt
Junior Hermann Gaßner gewinnt hoch überlegen die Oster-Rallye Tiefenbach. Um Platz 2 wird im Bayerischen Wald heftig gekämpft.
Zwei Sprints über 5 und 6 km sowie ein Rundkurs mit drei kurzen Runden und einer 5 km langen Ausfahrt a so sieht das Konzept des ASC Tiefenbach bei der ersten Rallye 200 Plus aus. Bis auf ein kurzes 200-Meter-Stück mit Schotter führt die Oster-Rallye komplett über 50 Kilometer Asphalt. Nach kräftigem Regen in der Nacht finden die Fahrer beim Besichtigen noch viele feuchte Stellen, vor allem im Wald, doch die beiden Wettbewerbsschleifen bieten trockene Pisten.
Junior Hermann Gaßner und seine österreichische Copilotin Ursula Mayrhofer dominieren die Rallye trotz starker Konkurrenz nach Belieben. Nach sechs überlegenen Bestzeiten erreichen sie das Ziel mit dem Riesenvorsprung von eineinhalb Minuten a ein Klassenunterschied! Sehr viel spannender verläuft der Kampf um Platz 2. Zum Auftakt sind Werner Jetzt und Ramona Kees im Fiat 131 Abarth sowie Werner Mühl und Sebastian Kröniger im Compact-BMW auf den Podiumsplätzen, doch auf dem folgenden Rundkurs geht die 1.100-PS-Post von Rudi Reindl, Jürgen Geist und Fritz Köhler ab. Zur Halbzeit haben Jürgen Geist, der amtierende DRS-Champion, und sein 19-jähriger Co Pirmin Winklhofer im weißen BMW M3 ein Fünf-Sekunden-Polster auf Rudi Reindl und Michael Ehrle im Mitsubishi Evo 7 herausgefahren, denen Fritz Köhler und Petra Hägele im gelben BMW M3 mit nur zwei Sekunden Abstand an der Stoßstange kleben. Im zweiten Durchgang setzen die drei Fahrer alles auf eine Karte, im Ziel trennen sie nur wenige Zehntel. Jürgen Geist hält Platz 2 mit nur noch sieben Zehnteln gegen seinen schwäbischen Nachbarn und BMW-Kontrahenten Fritz Köhler, der auf dem Rundkurs Rudi Reindl überholt hat. Jetzt und Mühl belegen die nächsten Plätze vor dem Trio der drei schnellsten Gruppe-N-Fahrzeuge. Der erst 19-jährige Regensburger Maximilian Koch und sein sächsischer Co Stefan Weigel fahren vier Gruppenbestzeiten und haben die Subaru-Impreza-Nase vorn, während zwischen den Verfolgern Reinhold Neulinger, der als bester Österreicher durch den Zielbogen rollt, und dem oberfränkischen Routinier Reinhard Honke beide im Evo 9 unterwegs a lediglich eine Sekunde liegt.
Die schnellen Prüfungen a Gaßner schafft auf WP 4 einen Schnitt von 126 km/h a lassen den 2-Liter-Autos in der Gesamtwertung wenig Chancen. Umso stärker ist Platz 5 von Werner Jetzt und Ramona Kees im Fiat einzuschätzen, die die 2-Liter-Klasse der Gruppe H mit gut 40 Sekunden Vorsprung gewinnen. Zweiter wird der Tiefenbacher Lokalmatador Florian Plöchinger, zugleich bester Fronttriebler, der mit Fred Winklhofer einen sehr erfahrenen Copilot auf den heißen Sitz gepackt hat. Mit Karl Schafhauser (Golf), Arwed Hafner (BMW 2002) und Markus Stadler (Golf) landen drei bekannte südbayerische Routiniers auf den nächsten Plätzen. Raffael Sulzinger gewinnt die 1600er-Klasse im Fiesta R2, doch mit 175 PS ist nicht mehr drin als Platz 21.
Dass es trotz guter Vorbereitung nicht reibungslos läuft, gehört zum Rallyeschicksal. In der WP 1 fliegt in der Zielkurve ein BMW ab, der Abtransport der verletzten Copilotin a zum Glück hat sie nur Prellungen erlitten a sorgt für den Abbruch. In der WP 5, dem zweiten Durchlauf des Rundkurses a fliegt ein Astra in den Wald; als zwei Bäume auf die Strecke zu stürzen drohen, muss die Feuerwehr zur Baumsicherungen ausrücken. Da die Sperrzeit wegen mehrerer Unterbrechungen abgelaufen ist, muss auch diese Prüfung abgebrochen werden.
Somit schafft der zweite Teil des Feldes nur 31 statt 50 WP-Kilometer. Davon betroffen sind vor allem die 36 Teams aus der 2-Liter-Klasse der Gruppe F. Christian Allkofer zeigt der Konkurrenz den Auspuff seines Renault Clio Ragnotti und legt 15 Sekunden zwischen sich und die Verfolger Max Schmid (Peugeot), Josef Haagn (BMW 318), Martin Bloch (Honda Civic) und Rudi Weileder (Cup-318). Die festgesetzten „fairen Zeiten“ erinnern an die „italienischen Zeiten“ aus der Rallye-Mottenkiste; sie verzerren die Platzierungen im Mittelfeld. So hat Allkofer dem österreichischen Histo-Klassensieger Lampelmaier auf den vier gefahren Prüfungen rund 22 Sekunden abgenommen, doch in der Ergebnisliste hat Lampelmaier wegen der fragwürdigen Zeitfestlegung 22 Sekunden Vorsprung auf Allkofer.
Auch bei den „Kleinen“ wird munter gekämpft. Der einheimischen Jochen Krieger (Polo) gewinnt die 1600-cm³-Klasse gegen den Franken-Junior Dominik Dinkel (Suzuki) mit zwei Sekunden. In der Klasse G19 zieht Matthias Stock (BMW 318) auf der letzten Prüfung an Willi Trautmannsberger (Mazda 323) um vier Zehntel vorbei. Die CTC-Klassen sind fest in österreichischer Hand: Bei den Fahrzeugen bis 1981 sind die beiden Escort von Max Lampelmaier und Manfred Nothdurfter hoch überlegen, bei den allradgetriebenen neuen „Oldies“ siegt Gerald Rigler im Mitsubishi Evo 3 vor Alfons Nothdurfter im Ford Sierra.
Grundsätzlich ist das Rallye-200-Plus-Konzept in Tiefenbach aufgegangen. Bemerkenswert ist, dass nur eine Handvoll Teams die Möglichkeit zum Reifenwechsel genutzt hat, alle anderen sind mit einem Satz durchgefahren. 88 der 111 gestarteten Teams werden gewertet, die Top-Teams sind allesamt im Ziel.
(Quelle: Rallye-Magazin)